Gutes Fernsehprogramm ist aufwändig und teuer. Davon sind bis heute die meisten in der Branche überzeugt. Doch die Zeiten haben sich geändert: Kleine digitale Camcorder machen es möglich, mit relativ geringem Aufwand großartigen Content zu produzieren. In den letzten Jahren haben immer mehr Fernsehmacher und Videoproduzenten den Charme der schlanken TV-Produktion entdeckt und nehmen als Videojournalisten die Kamera selbst in die Hand. Mittlerweile haben alle öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Fernsehsender VeeJay-Produktionen im Programm, doch die Kontroverse ist längst nicht ausgestanden.
Das häufigste Argument: aus Kostengründen würden bewährte Qualitätsstandards leichtfertig aufgegeben. Aber hat Qualität heute – mit den neuen technischen Möglichkeiten – wirklich zwangsläufig einen hohen Preis? Und ist umgekehrt alles, was preiswert produziert wurde, automatisch minderwertig?
Bevor Sie alles glauben, was kolportiert wird, sollten Sie sich selbst eine Meinung bilden. Vielleicht hilft Ihnen diese Seite dabei.
Bernd Kliebhan
Diese Homepage ist in gewisser Weise „museal“ und was den Videojournalismus angeht eher ein Zeitdokument als eine aktuelle Informationsquelle. Die Diskussion über Videojournalismus ist Geschichte, alle Sender setzen Videojournalisten ein. Also „Ende gut – alles gut?“. Nicht ganz. Das Potential, das in dieser Art der Videoproduktion steckt, wird nach unserer Wahrnehmung bei weitem nicht ausgeschöpft. Nach wie vor gilt in den Sendern der Glaubenssatz, dass preiswerte Produktionen zwangsläufig qualitativ minderwertig seien und man sich deshalb nur im äußersten Notfall darauf einlassen dürfe. Das widerspricht zwar der Empirie (Die Zuschauerakzeptant von VJ-Produktionen ist bei den meisten Formaten ebenso gut oder sogar besser als bei vergleichbaren „arbeitsteiligen“ Produktionen), doch das spielt bei den Planungsentscheidungen offensichtlich keine Rolle. Für den Zuschauer ist das Beste (=Teuerste) gerade gut genug, denkt sich der karrierebewußte Redakteur. Und damit auch jeder mitbekommt, dass nicht am falschen Ende gespart wird, nimmt man beim Dreh gern zusätzlich eine VJ-Kamera mit, die als „second unit“ dem staunenden Publikum zeigt, wieviele Menschen sich für die Zuschauer ins Zeug gelegt haben … Besser wird das Ergebnis dadurch nicht, denn bei der Vielzahl der beteiligten Personen bleiben vor allem Spontanität und Authentizität auf der Strecke. Aber die Produktionskosten stimmen . Ob es jemals gelingen wird, den Verantwortlichen den Unterschied zwischen „Preis“ und „Wert“ zu vermitteln? Ich bin skeptisch …